Hochwasserschutz & Fließpfadkarten

Hochwasserschutz & Fließpfadkarten 

Die Gemeindevertretung Schmitten im Taunus hat als Klimakommune im Rahmen des Projekts „Klimaanpassung Schmitten“ bereits seit Sommer 2021 verschiedene Untersuchungen zur Analyse des Starkregengefahrenpotenzials angestoßen. Die Ergebnisse insbesondere der Starkregen-Gefahrenkarte (Simulation und Analyse), um zentrale und dezentrale Maßnahmen zur Identifikation von Maßnahmen zur Minderung von Schäden abzuleiten, liegen derzeit noch nicht abschließend vor (siehe Abschnitt Starkregen-Gefahrenkarte).

Um proaktiv und auch aufgrund der letzten großen Starkregenereignisse in Teilen Deutschlands die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Schmitten aktuell bereits zu informieren und Hilfestellung zu geben, was private Hauseigentümer selbst tun können und sollten, wird im Rahmen der kommenden Bürgerversammlung am 26.06.2024 um 19:30 Uhr in der Jahrtausendhalle, Dipl. Ing. Michael Kühn der Akademie Hochwasserschutz zu diesem Thema referieren. Die Veranstaltung wird 2,5 Stunden dauern.

Die Akademie Hochwasserschutz hat zum Ziel, Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur Wasserrettung einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen, den Einsatz der Hilfskräfte im Hochwasserfall zu optimieren und weitere Präventionsmöglichkeiten zu erforschen. Aktuelle Forschungsergebnisse und Informationen von Universitäten und anderen Institutionen werden in der Akademie fachkundig gebündelt und für die verschiedenen Nutzergruppen aufbereitet. Die gewonnenen theoretischen Kenntnisse werden in praxisnahen Ausbildungen, Fachtagungen und Informationsveranstaltungen an Aktive im Hochwasserschutz und an die Bevölkerung vermittelt.

Schon vor dem Eintreten eines Hochwasserereignisses sollen die Bürgerinnen und Bürger informiert und beraten werden, damit Menschen geschützt und Hochwasserschäden minimiert werden. Der Referent wird in diesem Rahmen auch die Starkregen-Hinweiskarte und die Fließpfadkarten vorstellen, sowie über den aktuellen Stand der Starkregen-Gefahrenkarte informieren.

Starkregen-Hinweiskarte

https://www.hlnug.de/themen/klimawandel-und-anpassung/projekte/klimprax-projekte/starkregen-hinweiskarte

Die Starkregen-Hinweiskarte für Hessen vermittelt eine erste Übersicht der Gefährdungslage bei Starkregen. Sie soll Kommunen dabei unterstützen, ihre eigene Situation besser einschätzen zu können.

Die Karte basiert auf Beobachtungen von Niederschlag, Topographie und Versiegelungsgrad. Zusätzlich ist die Vulnerabilität (kritische Infrastrukturen, Bevölkerungsdichte und Erosionsgefahr) enthalten. Sie hat eine relativ grobe Auflösung von 1 km², so dass für die Planung konkreter Maßnahmen zum Schutz vor Starkregenfolgen häufig eine räumlich höher aufgelöste Visualisierung (z. B. über Fließpfadkarten oder Starkregen-Gefahrenkarten) der örtlichen Starkregengefährdung sinnvoll ist.

Die Starkregen-Hinweiskarte zeigt ein Starkregen-Gefahrenpotenzial. Auch wenn in einer Kommune noch keine Schäden durch Starkregen eingetreten sind, kann trotzdem eine Gefährdung in der Starkregen-Hinweiskarte aufgezeigt werden. Diese ergibt sich aus der Versiegelung und den überflutungsgefährdeten Flächen. Gleichzeitig kann eine Kommune nur in einer mittleren Gefährdungsstufe eingeordnet sein, auch wenn dort bereits Schäden durch Starkregen aufgetreten sind.

Für Schmitten im Taunus zeigt der Starkregenhinweis-Index ein Starkregengefahrenpotenzial von überwiegend schwach bis mittel. Entlang des Weiltals allerdings auch Abschnitte mit erhöhtem bis hohem Potenzial. Der Vulnerabilitäts-Index (d.h. die Verwundbarkeit in bezug auf kritische Infrastrukturen, Bevölkerungsdichte und Erosionsgefahr) zeigt eine nicht erhöhte Vulnerabilität für das Gemeindegebiet Schmitten im Taunus.

Fließpfadkarten

Kommunale Fließpfadkarten eignen sich für kleinere Ortschaften oder Ortsteile, besonders im ländlichen Raum. Sie zeigen (in einer Auflösung von 1 m²) eine erste Übersicht der potenziellen Fließpfade, die das Regenwasser bei einem Starkregenereignis nehmen würde.

Einbezogen werden Hangneigungen in unterschiedlichen Abstufungen, Landnutzungen und Gebäudeinformationen. Die Fließpfade werden mit einem Puffer von 20 m dargestellt, um die Gefährdung von Gebäuden oder anderer Infrastruktur besser sichtbar zu machen. Die Wirkungen von Gräben, Durchlässen und der Kanalisation sind in der Regel nicht berücksichtigt, so dass diese Karten für städtisch geprägte Flächen nicht herangezogen werden sollten.

Starkregen-Gefahrenkarte (Simulation und Analyse) 

In Orten mit einer größeren bebauten Fläche reichen die Fließpfadkarten zur Gefahrenabschätzung nicht mehr aus. Hier müssen neben der Topographie und der Landnutzung (z. B. Waldgebiet, landwirtschaftliche Fläche oder Straße) auch Senken oder Gräben, in denen das Wasser zusammenfließt, sowie kleinräumige Strukturen (z.B. Gartenmauern) die den Oberflächenabfluss beeinflussen, berücksichtigt werden.

Starkregen-Gefahrenkarten sind für Planungen in kritischen Gebieten sowie für mittlere und große Kommunen erforderlich. Diese Karten werden durch Ingenieurbüros auf der Basis von detaillierten hydraulischen Simulationen erstellt. Sie stellen zusätzlich zu den Fließwegen auch Senken dar, in denen sich Wasser sammeln kann und die Wassertiefe, die bei einem angenommenen Starkregenereignis entstehen kann. In den Starkregen-Gefahrenkarten können auch die Kanalnetze mitsimuliert werden. Zudem werden kleinere Hindernisse wie Bordsteinkanten, Gartenmauern oder Einfahrten berücksichtigt. Mit einer Starkregen-Gefahrenkarte erfährt man genau, wo sich das Wasser im Fall eines Starkregen-Ereignisses im Gemeindegebiet sammeln würde und welche Gebäude oder Infrastrukturen besonders gefährdet sind.

Anmerkung:

Kurz vor Fertigstellung der „Starkregenanalyse“ für das Gemeindegebiet Schmitten mit den dazugehörigen Starkregen-Gefahrenkarten, haben sich die Anforderung der Förderstelle „Hessenenergie“ geändert.

Hier wird zukünftig eine kleinteiligere Betrachtung von 1 m gefordert.

Dafür bedarf es nun zusätzlicher Berechnungen, da die Regenereignisse mit diesem geforderten kleinteiligeren Oberflächennetz zu simulieren sind.

Das Endergebnis wird im August/September 2024 erwartet.